Hinter der Gründung der Community Kitchen München verbirgt sich die Vision einer gemeinschaftlichen Ressourcenverteilung. Oberstes Gebot dem Community Kitchen, einem Ort des gemeinsamen Kochens, Essens und Austausches, ist gegen Lebensmittelverschwendung aktiv vorzugehen. 97% der in dem Community Kitchen verwendeten Lebensmittel sind vor dem Wegwerfen gerettet worden. Allein in München werden pro Jahr 165 Tonnen verzehrfähige Lebensmittel weggeworfen.
Eine der Gründerinnen des Projekts, Günes Seyfarth, hat bereits vor 8 Jahren erkannt, dass gegen diese Verschwendung vorgegangen werden muss, um Ressourcenknappheit entgegenzuwirken. Übrigens ist Lebensmittelwertschätzung auch eine der wirksamsten Methoden gegen den Klimawandel.
Das Community Kitchen ist außerdem ein Ort der kollektiven Fürsorge.
Es wird gemeinsam an den verschiedenen Kochstationen gekocht, Rezepte werden ausgetauscht und es herrscht ein anregender Diskurs über relevante Food-Themen (Wie lebt/isst man bewusst nachhaltig? Was kann man tun, um einen positiven Wandel in Richtung Nachhaltigkeit anzustoßen?).
Tolle Möglichkeiten des Community Kitchens sind außerdem der Fairteiler (Besucher können gerettete Lebensmittel mit nach Hause nehmen und ungewollte Lebensmittel in den Fairteiler legen) und das „Schulbrot“ (Schüler können sich Schultags zwischen 7 und 8 Uhr ein Schulbrot abholen).
Seyfarth beweist durch das Community Kitchen, wie wichtig es ist aktiv zu werden und zu erkennen, dass jeder von uns seinen Teil für mehr Nächstenliebe und gegen Hunger und Klimawandel, beitragen kann (und auch sollte).
FOOD FELLAS INTERVIEW MIT GÜNES SEYFARTH
Food Fellas: Erst einmal ist es uns eine große Freude, Dich heute als unseren Interview-Gast begrüßen zu dürfen.
Deine Philosophie, „Verlieb Dich in das Problem, nicht in Deine Lösung.“, regt zum Umdenken an und macht uns neugierig wie aus Deiner Idee und Passion das Community Kitchen geboren wurde.
Kannst Du den Weg von der Idee des Community Kitchens bis hin zur Realisierung dieser beschreiben. Welche Motivatoren stecken dahinter?
Günes Seyfarth:
Ich bin seit 9 Jahren Lebensmittelretterin. In dieser Zeit habe ich viele Lebensmittel gesehen. Für mich wurde es ein fester Bestandteil meines Lebens. Doch ich habe bemerkt, dass es für die meisten kein Thema war. Warum? Weil es immer noch ein kleiner Anteil von Menschen ist. Die, die eine Banane mit brauner Schale essen. So kam ich über die Jahre auf die Idee: Wie wäre es, wenn man die Banane schält und verarbeitet? Dann ist es z.B. Bananenmarmelade und die schmeckt mehr Menschen.
Lebensmittelverschwendung reduzieren ist die drittwirksamste Maßnahme im Klimaschutz.
Das Community Kitchen München will dieses Thema auf schmackhafteste Weise den Menschen bewusst machen und ihnen zeigen, dass sie mit ihren Entscheidungen, die Welt retten können.
Food Fellas: Mit welchen Hindernissen warst Du auf dem Entstehungsweg des Community Kitchens konfrontiert. Gab es Bürden, die besonders schwer zu bewältigen waren? (Wenn ja, wie hast Du diese bewältigt?)
Günes Seyfarth:
Das Konzept habe ich vor 4 Jahren entwickelt und dann nach Gastroräumen Ausschau gehalten. Doch diese sind nicht auf größere, unplanbare Mengen ausgerichtet. Zuwenig Lager und Verarbeitungsfläche. Deswegen habe ich das Projekt nicht weiter verfolgt. Doch dann kamen die Räumlichkeiten in der Fritz-Schäffer-Str. 9 in München meines Weges, meine Co-Founderin Judith und aus der Theorie wird jetzt Realität.
Ich hatte vieles schon im Vorfeld geklärt, z.B. die Abgabe von abgelaufenen Lebensmittel. Auch habe ich die verschiedene Experten intensiv gefragt: Rechtliches, Steuern, Verarbeitung und in Handel bringen von geretteten Lebensmitteln sowie Wareneingangslogistik.
Im Community Kitchen München wie in jedem StartUp wachsen wir an unseren Herausforderungen. Tag für Tag.
Food Fellas: Was waren bisher die schönsten Momente dieses einzigartigen Projekts?
Günes Seyfarth:
Unsere Testessen, wenn Menschen zusammensitzen und in Geselligkeit unsere Mahlzeiten essen – und es ihnen schmeckt. Auch der ganze Zuspruch ist enorm. Es kommen fast täglich Menschen auf uns zu und bieten uns ihre Unterstützung in Form ihrer Expertise an. So lernen wir viel und können noch mehr erreichen.
Food Fellas: Welche Tipps in Sachen Nachhaltigkeit und bewusster Ernährung würdest Du jedem von uns geben? Welche Tipps lassen sich besonders leicht in den Alltag integrieren und für welche Veränderungen braucht man eine größere Portion Willen und Durchhaltevermögen?
Günes Seyfarth:
Planung und Mut.
Wie in allen Bereichen seines Lebens sollte man wissen, wo man steht. Übertragen in die Küche bedeutet das:
Was habe ich in meinen Kühlschrank, was läuft bald ab, was braucht es vielleicht noch, um daraus was Leckeres zu machen.
Und egal, was man zuhause hat. Man kann sich einfach mal ausprobieren. Entweder man ist überrascht, wie lecker die Kombination schmeckt oder man hat etwas gelernt.
Food Fellas: Welche Zukunftsvisionen hast Du für das Community Kitchen? (Willst Du den Handel intensiver ausbauen (zurzeit produziert Ihr ja bereits Eingemachtes Im Glas) oder planst Du weitere Community Kitchens in anderen deutschen Städten gründen?).
Günes Seyfarth:
Wir wollen erstmal die Marke in Deutschland festigen und dann mit dem ersten Eco Food Franchise aus foodrescue andere Entrpreneure weltweit befähigen auch ein Community Kitchen zu betreiben.
Mit 9.000 Community Kitchens erreichen wir die Weltbevölkerung in den Städten und können so unseren Kunden weltweit eine Alternative anbieten zu Mahlzeiten, die durch nachfragesteigernden Prozesse entstehen. Daran arbeiten wir heute schon.
Food Fellas: Danke für Deine Zeit!