Sternekoch Jockl in seiner Küche für Food Fellas

Welche positiven Veränderungen nimmst Du aktuell wahr? – Jockl Kaiser

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Jockl Kaiser: Es vollzieht sich ein Paradigmenwechsel in der Bevölkerung. Es wird wahrgenommen, wie wichtig Gastronomie das gesellschaftliche und kulturelle Leben prägt. Und wie wichtig es ist, nicht isoliert zu sein, sondern sich bei tollen Gesprächen am Tisch auszutauschen und gemeinschaftliche Erlebnisse zu schaffen.

Welche untragbaren Umstände macht die Krise sichtbar?

Jockl Kaiser: Es ist nicht in ausreichendem Maß möglich, solide Rücklagen zu schaffen, um auf eine solche Krisen zu reagieren oder geschweige denn vorbereitet zu sein. Die finanzielle Decke, um das stemmen zu können, ist über die Jahre aufgrund von einer Vielzahl Bestimmungen, Bürokratie und Auflagen dünn geworden. Die eigentliche Aufgabe, Gastgeber zu sein und sich rein für die Gäste auszurichten, ist immer schwieriger geworden.

Das zieht einen weiteren Punkt nach sich: Dadurch dass die Gewinnspannen zu gering sind, ist es nicht in dem Maß, wie wir das wollen, möglich, weitere Anreize oder Extras für die MitarbeiterInnen zu leisten, wie das zum Beispiel in der Industrie gemacht wird.

Daneben können wir sagen, dass bei uns auch in der Krise keiner hungern muss. Die Gehälter sind überdurchschnittlich hoch und Kost und Logis werden übernommen.

Wie kann eine Wertschätzung der Gäste in der Zukunft aussehen?

Jockl Kaiser: Wir haben den Gästen auf sehr individuelle Weise schon immer besondere Erlebnisse möglich gemacht und unsere Gäste haben sich darüber sehr wertschätzend gezeigt.

Ein Beispiel: Wir versuchen auch auf die verborgenen Wünsche einzugehen und überlegen, wie können wir für die Gäste etwas kreieren, das sie nachhaltig berührt? Durch diesen Ansatz entsteht eine langfristige ehrliche und emotionale Bindung von Gast und Gasthaus.

Und bzgl. des Pricings bei der Wertschätzung können wir sagen, dass unsere Gäste an sich kein Problem haben, einen fairen und guten Preis zu bezahlen. Sie wissen in der Regel, dass wir mit lokalen Produzenten eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Sie schätzen es und verstehen, dass andere Kosten entstehen, wenn wir ein Tier im Ganzen abnehmen oder dass wir Gemüse zu einer bestimmten Zeit abnehmen müssen, wenn ein Bauer dies extra für uns anbaut.

Wer ist jetzt gefragt, was zu tun?

Jockl Kaiser: Die Politik muss handeln und die Umsatzsteuer langfristig auf 7 % für gastronomische Angebote senken. Politiker sollten sich mit den Gastwirten, Bauern und Lebensmittelproduzenten solidarisch zeigen.

Wir haben über Jahre ein Kulturgut aufgebaut, das auch gerade im Ausland eine hohe Anerkennung erfährt. Deutschland hat eine absolute Spitzengastronomie – die sehr differenziert und vielschichtig im Angebot ist.

Dieses Angebot muss erhalten bleiben und dafür braucht es politische Anpassungen und politische Wertschätzung für unserer Arbeit.


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