Food Fellas auf den Chefdays Berlin 2018: Köche, Produzenten, Speaker, Masterclasses und Talks.

Es war das zweite Mal, dass Jürgen Pichler, Chef des Magazins Rolling Pin die Chefdays von Wien nach Berlin gebracht hat. Am 1. und 2. Oktober gab sich das Who is Who der Gastro-Szene in der Arena Treptow die Ehre. Es wurde gekocht, präsentiert, (gaaanz viel) gekostet und in Talks die dringliche Themen der Gastronomie beim Namen genannt.

HALM – TRINKHALME AUS GLAS

Diese Gastronomie-relevanten Themen fanden insbesondere auf der neuen Nuts-Stage statt

Am Montag kamen dort zum Beispiel die Legenden Otto Koch, Dieter Müller und Hans-Peter Wodarz zusammen und erzählten die eine oder andere Anekdote – klar wurde einmal mehr, wie sehr die Branche im Wandel inbegriffen ist.

Und auch Christian Rach sprach in einem Talk auf der Nuts-Stage über das, was die Szene in Atem hält: Preisdruck, Lohnkosten, veränderte Erwartungen von Gästen und Mitarbeiter*innen sowie Arbeitsbedingungen und -zeiten in der Küche und im Service.

Er plädierte unter anderem für eine vier-Tage-Woche in der Gastronomie, sprach Tacheles bezüglich der Entfremdung vom Teller zum Produkt und dass diese beim Gast aufzulösen sei, und vertrat den Standpunkt, dass es den einen oder anderen sehr zum Nachdenken anregen würde, wenn einmal in einer Stadt die Gastronomen für einen Tag geschlossen hätten. Es gelte so, die vorherrschende „Rabattitis“ aufzuheben und dem Gast klar zu machen, dass er den Konsumenten und Gastwirt letztlich um seine Erlöse bringe.

Was das Thema Allergien und Unverträglichkeiten anging, meinte Rach, seien diese durchaus Ernst zu nehmen und nicht den Gästen anzukreiden, sondern der Lebensmittelindustrie, die die echten Lebensmittel so veränderten, dass sie teilweise langfristig nicht mehr bekömmlich seien.

CHAPEAU DAFÜR, HERR RACH!

Christian Rach Restaurantkritiker auf den ChefDays für Food Fellas Blog
Christian Rach im Rolling Pin Talk

Und was ist mit den Frauen in der Gastronomie?

Im letzten Jahr gab es viel Kritik, weil nur eine Frau als Spitzenköchin überhaupt auf die Bühne geladen war. Diesmal war es anders. Es waren mehr Frauen am Start (natürlich immer noch viel zu wenige) und es gab einen Talk „Female Heroes“ mit Birgit Reitbauer (Patron Steirereck, Wien), Armie-Angélique Weinberger (GM Sacher Salzburg), Julia Komp (Schloss Loersfeld).

Frauen in der Gastronomie Food Fellas
Birgit Reitbauer (Patron Steirereck), Armie-Angélique Weinberger (GM Sacher), Julia Komp (Schloss Loersfeld)

Einige Aussagen sind bei uns sehr gut angekommen, beispielsweise

„Warum diskutieren wir dieses Thema immer noch im Jahre 2018? Das ist doch das Problem!“

Anderes stieß bei uns auf Unverständnis, zum Beispiel die Aussage „Man muss es schon auch wollen“, „Wo bleiben nur die Frauen, die in der Ausbildung anfangen und dann auf dem Weg nach oben verloren gehen?“ Hier wäre es interessant gewesen, dies nicht als leere Frage im Raum stehen zu lassen, sondern die Frage ernsthaft zu beantworten. Gründe wird es geben und wir hätten uns gewünscht, dass hier der Finger in die Wunde gelegt wird!

Zumal die Aussage der theoretischen Gleichberechtigung gleich beim Rundgang über die Messe ad acta gelegt wurde.

Denn sobald der Mann aus unserem Team neben uns stand, war (nicht immer – aber oftmals) schnell klar, mit wem geredet wurde, wem jetzt die Fakten erklärt wurden und wer schnell ein Kärtchen in die Hand gedrückt bekam – probieren durften die Ladies first – Etikette wird selbstverständlich eingehalten (und DAS ist gut so).

Aber auf zum nächsten GASTRONOMISCHEN Höhenflug

Auf der Haupt-Bühne und bei den Masterclasses kochten sich internationale Kochprofis die Seele aus dem Leib. Mit dabei waren zum Beispiel Ana Roš, Mauro Colagreco, André Chiang, Ángel León, Deutschlands jüngste Sterneköchin Julia Komp und  – na klar – Local Hero Tim Raue. Und deren Können zu Bestaunen lässt einfach keine Kritik zu. Es war beeindruckend und hat Spaß gemacht. Vielleicht könnte man im nächsten Jahr mal die Sterneköche mit einigen Rookies mischen, um eben diesen auch etwas mehr Rampenlicht zu bieten. Aber nur so eine Idee…

„50 Best Chefs Germany 2018“ – sie wurden am ersten Abend gekürt, danach stand die Afterparty an

Eine dicke Party darf natürlich nie fehlen – Kontakte festigen und miteinander im Gespräch versinken. Im Astra Kulturhaus klappte das beim einen oder anderen Erfrischungsgetränk und es wurde ordentlich gefeiert. Auf der Bühne machten unter anderem Culcha Candela den Köchen, Foodies und Foodpreneuren Feuer unterm Hintern.

Als Fazit lässt sich sagen, dass es eine großartige Mischung aus prominenten Köchen vor Ort gab, die sich leicht ansprechen ließen, aus Stelldichein mit diversen Lieferanten und Produzenten, die viel Neues präsentierten und aus jeder Menge Shows, Talks und Geschmack. Damit hat die Fachmesse Chefdays nun (hoffentlich) endgültig ihren Einzug ins kulinarische Berlin besiegelt.

Xiao Wang kocht auf den Chefdays Berlin
Xiao Wang
Mauro Colagreco im Interview
Mauro Colagreco
OEL Berlin mit Food Fellas auf den Chefdays
OEL Berlin
Crusta Nova Chefdays Food Fellas
Simon Mendel, Crusta Nova
Allen Morris Chefdays Food Fellas
Allan Morris

 


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